Lille Villa

Lübbow - Binde (20 km)


Obwohl die ganze Nacht das Fenster offen war, ist es morgens bei mir im Zimmer so warm, dass ich schon beim Anziehen anfange zu schwitzen. Wie soll das denn noch werden? Unten im Gastraum sitzen das Wirtsehepaar sowie Tochter und Schwiegersohn bereits beim Frühstück, d.h. der Schwiegersohn will erst noch Schwiegersohn werden, denn gestern war ja erst im kleinen, aber durchaus lauten Kreis der Polterabend. So sitzen sie denn am Frühstückstisch und muffeln sich ihren Kater weg, der sie allesamt noch fest im Griff zu haben scheint. Wenn das heute eine fröhliche Hochzeit werden soll, muss sich aber noch einiges positiv entwickeln. Vielleicht ist es aber auch die Hitze und die Gewitterluft, die alle etwas leiden lassen.


Ich leide jedenfalls, als ich durch eine stechende Sonne Richtung Busbahnhof marschiere. Erst um 10.20 Uhr fährt mein Bus nach Wustrow, zurück ans Grüne Band. Die späte Zeit stinkt mir, denn bei der immer mehr aufkommenden Hitze und Schwüle wäre ich gerne zwei Stunden eher losgegangen. Außerdem sind für den Nachmittag kräftige Gewitter vorhergesagt. 


Um 10 Uhr sitze ich am Busbahnhof, viel zu früh, aber sicher ist sicher, der nächste Bus fährt erst zwei Stunden später. Ich warte. Eine Wolkenwand zieht auf. Noch nicht besorgniserregend dunkel. Sie schiebt sich vor die Sonne, ein leichter Wind kommt auf, direkt angenehm. Ich warte weiterhin ... und weiter ... und weiter ... Inzwischen zeigt die Bahnhofsuhr 10.24 Uhr. Habe ich bezüglich der Abfahrt eine falsche Zeit im Kopf? Ich gehe zum Fahrplan ... 10.20 Uhr ... Zeit stimmt! Verspätung? Neiiiiin!!! Dick steht oben drüber: "Montag bis Freitag". Und heute ist Samstag!! Ich werd verrückt! Was denn jetzt? Ich höre ein "Halloooo" und als ich mich umdrehe, schaue ich in das zehn Meter entfernte grinsende Gesicht eines Taxifahrers. 


Ich habe keine andere Chance. Zu Fuß nach Wustrow ist viel zu weit, eine Mitfahrgelegenheit über den hochgehaltenen Daumen mit Wheelie ist unwahrscheinlich und kann, wenn es überhaupt klappen sollte, zu lange dauern. Also beiße ich in den sauren Apfel und hieve mit Hilfe des Fahrers meine Pilgerkarre ins Taxi. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich direkt von der Unterkunft abholen lassen können, und das auch noch zwei Stunden eher ... Also dieses Salzwedel wird mir - auch nach den Erfahrungen von gestern - nicht in allzu guter Erfahrung bleiben, obwohl hier der Baumkuchen erfunden wurde.


Ich lasse mich vom Taxifahrer schon in Lübbow aussetzen, denn dort würde ich sowieso durchkommen, außerdem sind die Kosten schon hoch genug. Direkt am alten Grenzpunkt setze ich meinen Gang auf dem Grünen Band wieder fort, auf "Westseite", dem ehemaligen Zollweg des BGS. Ich gehe schnell, Wut im Bauch ist eine gute Antriebskraft. Der Weg führt durch das Gebiet der Lüchower Landgrabenniederung, wiedermal eine Landschaft, wo man sieht, wer einem in einer Stunde entgegenkommen wird. Die versammelten Mücken- und Pferdebremsenschwadronen sehen mich aber bereits viel früher und starten mit Feuereifer ihre Angriffe. Der Landgraben mit seinem Stillgewässer, die gewaltige Schwüle und mein sehr bald heftig transpirierender Körper lassen sie zur Hochform auflaufen. 


Wild mit meinem Taschentuch um mich schlagend absolviere ich die nächsten Kilometer. Dabei habe ich den Eindruck, je mehr ich durch die Luft fuchtele, desto mehr Viehcher werden es. Die Wolken werden jetzt dunkler, kein Windhauch mehr. Die Ruhe vor dem Sturm? In Volzendorf raste ich kurz, aber es treibt mich weiter. Wenn ich wüsste, dass es nur beim Regen bleibt, hätte ich keine Eile, aber im Gewitter hier in diesen freien Landstrichen ...


Auf der anderen Seite des Grenzgrabens, jenseits des Wäldchens, liegt in einer umschlossenen Landausbuchtung der "Jahrsauer Sack", der wie eine Beule hier hinüber in den Westen ragt. In ihm stand Jahrsau, ein Ort, in dem 700 Jahre lang Menschen lebten. Zwischen dem 5. und 7. Juni 1952 rückten Stasi und Volkspolizei hier an und entfernten systemkritische oder unliebsame Bewohner. Die Säuberung der Grenze von "Schädlingen", also "feindlichen, verdächtigen, kriminellen Elementen", schlug nun auch in Jahrsau zu. Ein staatlich organisiertes Verbrechen! Denn um ein "verdächtiges Element" zu sein, reichten groteske Begründungen: eine Denunziation durch Nachbarn wie "... ist Grenzschieber ...", "War Mitglied der SED und ist jetzt CDU", "Geht nicht zur Wahl", "Besucht Kirchentage", "Seine westlichen Beziehungen sind schon allein aus der Art der Bekleidung seiner Familie ersichtlich". Die zentrale Vorgabe bei der Aktion Ungeziefer "Abreise muss innerhalb von 48 Stunden erfolgen" öffnete der Willkür Tür und Tor, denn auch eine halbe Stunde lag innerhalb dieses Zeitrahmens. Im Mai 1970, 18 Jahre nach der ersten Zwangsaussiedlung wurde durch Einebnung aller Gebäude Jahrsau komplett zerstört, um zur Grenze hin eine "sicht- und schussfreie Zone" zu schaffen.


Ich stelle mir vor, ich schrecke morgens um halb sechs aus dem Schlaf auf, ein LKW fährt vor, Menschen springen von der Ladefläche, harte Stiefelsohlen poltern auf Kopfsteinpflaster, jemand pocht heftig an meine Haustsür, brüllt "Sofort aufmachen!", ein bewaffneter Polizist stürmt in mein Wohnzimmer und liest meiner verängstigten Familie und mir den Befehl vor, wonach wir - zu unserem "eigenen Schutz" - sofort in ein uns unbekanntes Dorf umgesiedelt würden, weil der verbrecherische ausländische Feind Personen (er meint mich!) für seine kriminellen Ziele missbrauche, um die friedliebende eigene Regierung zu schädigen ... Entsetzt höre ich, dass der Polizist uns eine halbe Stunde Zeit bis zur Abreise lässt, während die ihn begleitenden Männer das Haus durchsuchen. Ich stelle mir vor, dass es Punkt sechs Uhr morgens ist, als der Lastwagen mit uns und unseren wenigen Habseligkeiten die Reise ins Ungewisse antritt. Ich sehe, wie das Grundstück mit unserem Haus, unseren Möbeln, meinen Büchern und Erinnerungen für immer hinter uns bleibt. Ich stelle mir vor, wie mein Haus Jahre später - so wie das ganze restliche Dorf - dem Erdboden gleichgemacht wird, um die Grenze dieser "friedlichen Republik" zu schützen.


Zu diesen Gedanken passt dann das Wetter. Es beginnt zu regnen, dann ein leises Donnergrollen. Klingt noch sehr weit weg, aber immerhin. Ich verfalle wieder in meinen Sechs-Kilometer-Schritt. Selbst Störche, die keine zehn Meter von mir auf einer abgemähten Wiese neben mir nach Essbarem suchen, können meinen Schritt nicht wesentlich verlangsamen. Ein Foto im Gehen, das war's. Weit ist es nicht mehr, acht Kilometer vielleicht noch. Die aber gehen an einer Landstraße entlang, kein Baum rechts oder links, nur Kornfelder, soweit ich blicken kann. Ich überquere wieder die Grenze in den "Osten", der Regen nimmt zu, ich komme nach Mechau, hoffe auf eine geöffnete Kneipe (immerhin ist es Samstagnachmittag) oder zumindest auf eine offene Garage, wo ich unterkriechen kann. Aber nichts! Dann Augen zu und durch! 


Doch ich habe Glück! Je mehr ich mich Binde nähere, meinem Tagesziel, desto weniger wird der Regen, hört schließlich ganz auf. Von einem aufziehenden Gewitter gar keine Spur mehr. Manchmal frage ich mich wirklich, womit ich das verdient habe, dass Unwetter an mir vorbeiziehen. Bis jetzt - toi, toi, toi!


Meine Unterkunft ist der Haselnusshof. Als ich vorne an der Haustür klingel, rührt sich nichts. Ich gehe außen ums Haus herum, sehe ein offenes Scheunentor, aus dem Musik zu hören ist. Ein junger Mann schraubt an einem Fahrrad herum, während etliche andere an den Wänden entlang stehen. Das muss Christian Starck sein, der Sohn des Hauses, der hier eine Fahrradreparaturwerkstatt und einen florierenden Fahrradverleih betreibt. Als er mich wahrnimmt, kommt er sofort auf mich zu und sagt: "Sie sind bestimmt Herr Wagner! Seien Sie willkommen. Das mit den Übernachtungen machen aber meine Eltern. Mein Vater ist gerade am Grünen Band und macht eine Führung an der Wirler Spitze, aber meine Mutter ist wahrscheinlich im Garten. Kommen Sie!" 


An einem kleinen Schild mit der Aufschrift "Naturgarten" vorbei kommen wir zum Beginn eines Gartens, der mich umhaut. Dies ist kein Garten, sondern ein Urwald! Keine eingefassten Wege, sondern schmale Trampelpfade schlängeln sich durch hüfthohe Pflanzen und Blumenstauden. Irgendwo hier treffen wir auf Traudi Starck, eine kleine, zierliche Frau, die fast in ihren Pflanzen untergeht. Die Gartenerde an ihren Händen putzt sie an ihrer Schürze ab und reicht sie mir mit strahlendem Lächeln zur Begrüßung. "Schön, dass Sie da sind! Dann zeige ich Ihnen mal gleich, was Sie hier erwartet und Sie entscheiden dann, ob Sie hier bleiben wollen." - Wie jetzt ...?


Traudi nimmt nicht etwa Kurs auf das Haus, um mir mein Zimmer zu zeigen, sondern kurvt mit mir durch ihren Garten. Eine bunte Mischung aus Bäumen, Büschen, Stauden, Gemüse- und Erdbeerflächen. Unter einem Buschtunnel hindurch kommen wir zu einer kleinen Rasenfläche mit einer schweren Holzsitzgruppe neben einem Teich, beides überragt bzw. "überschirmt" von einer Trauerweide, und ein paar Meter davon entfernt: ein kleines Gartenhäuschen. Unter einem tiefen Vordach steht ein Sofa neben der Tür. "Das wäre Ihr Reich für heute Nacht!" Sie öffnet die Tür und drinnen stehen ein großes Bett, ein kleines Board, ein kleiner Tisch und ein Korbsessel. Für mich und mein Wheelie ist gerade noch Platz, aber mehr brauche ich nicht. Ich bin hin und weg! Nur ..., wo ist hier die Toilette, wo ist die Dusche oder zumindest eine Waschgelegenheit? "Dort auf dem Board in dem Steinkrug ist Wasser gegen den ersten Durst. Wenn Sie gleich einen Kaffee oder Tee oder ein Bier haben wollen, müssen Sie das nur sagen. Legen Sie erstmal Ihre Sachen ab, dann zeige ich Ihnen den Rest auch noch!", sagt Frau Starck und lächelt mich verschmitzt an.


Ich tue wie mir geheißen. An einer kleinen Feuerstelle und einigen kleinen Steinskulpturen und Glockenspielen, die in den Bäumen hängen, vorbei, erreichen wir einen Punkt im Garten, der mir die Sprache verschlägt. Vor uns, unter einem lichten Baum, ein einfacher, an drei Seiten mit Brettern verkleideter "Raum" von etwa eineinhalb Quadratmetern Grundfläche, drinnen mit einer Dusche, einem Wasserkessel, Seifenablage und Kleiderhaken, auf der vierten Seite zu verschließen mit einem Duschvorhang, rechts neben allem ein Sonnenkollektor. "Ja, und das ist Ihre Open-Air-Dusche! Durch die Hitze in den letzten Tagen ist das Wasser schön heiß!" Ich bin absolut baff und wähne mich in einem Lappland-Urlaub. Womit aber die Toilettenfrage noch nicht geklärt ist ...


"Kommen Sie mit, jetzt zeige ich Ihnen noch den Rest!" Am Gewächshaus und an der Kräuterspirale vorbei kommen wir zu Frau Starcks ganzen Stolz. "Und hier ist unser Kompostklo!" Sie öffnet die blaue Holztür, indem sie einen Hebel umlegt, und zeigt triumphierend ein klassisches Plumpsklo. Allerdings absolut geruchsneutral, pieksauber und mit einem schweren Holzklodeckel. Beim Verschließen der Tür schiebt sie noch nach: "Und wenn unsere männlichen Gäste der 'Lille Villa' nachts mal nur so müssen, dann können sie das ja auch irgendwo da hinten am Rand der Wiese erledigen. Vom Bett bis zum Kompostklo sind es ja immerhin an die 50 Meter. - Wie ist es, Herr Wagner, bleiben Sie bei uns?" Die Frage war rhetorisch, denn ich glaube, sie kennt meine Antwort. "Und ob ich bleibe, das ist genau mein Ding!" - Sie nickt zufrieden. "Dann kommen Sie erstmal an und, wie gesagt, wenn Sie einen Wunsch haben, lassen Sie es mich wissen."


Ich richte mich in meiner "Villa" ein, dusche unter freiem Himmel (und das Wasser ist tatsächlich heiß!), gehe mit meiner Kamera auf kleine Fotosafari durch dieses Gartenparadies, wo es immer wieder etwas zu entdecken gibt, setze mich mal auf die eine kleine Bank, mal auf eine andere und genieße dabei jeden Blickwinkel und bestelle zum Schluss meines Rundgangs beim Vorbeigehen am Haus in der Küche bei Traudi Starck einen Kaffee. "Gut, ich bringe ihn gleich bei Ihnen vorbei!" Ich setze mich vor meinem Häuschen auf das Sofa, mache die Beine lang und bin nur noch zufrieden. Das ist ein Traum hier! 


Den Kaffee bringt mir nicht Traudi, sondern Jürgen, ihr Mann, der inzwischen von seiner Führung zurück ist. Er setzt sich zu mir aufs Sofa und wir unterhalten uns, während ich meinen Kaffee schlürfe. Vor zehn Jahren haben Jürgen und Traudi hier in Binde nochmal neu angefangen. Beide kommen sie nicht hier aus der Altmark, sondern aus der benachbarten Priegnitz, dem Brandenburger Landstrich auf der anderen Seite der Elbe. Jürgen hat dort als Fernmeldemechaniker gearbeitet, ein Job, dem man ihm auch während des Wehrdienstes in der NVA zugedacht hat. Und wer an einer so zentralen Informationsstelle arbeitet, bekommt natürlich einiges mit. Nach der Wende wohnten sie einige Zeit im Wendland, wollten aber nach Schweden auswandern und sich dort, irgendwo in der Natur, ein Haus kaufen. Dies gestaltete sich dann doch schwieriger als erwartet, und so kam der Entschluss, sich in der Altmark etwas zu suchen. Es dauerte noch ein paar Jahre, bis sie sicher waren, das Richtige gefunden zu haben, hier in Binde. Haus und Scheune mussten von Grund auf saniert werden, doch alles begann mit dem Garten. 


"Was heute der Garten ist, war damals eine große Brache. Aber es lag ganz viel herum, was wir gut gebrauchen konnten: Steine, Balken, usw. So ist nach und nach alles entstanden." Traudi und Jürgen sind beide leidenschaftliche Kämpfer für den Natur- und Umweltschutz. Das gelbe Kreuz, das Zeichen des Widerstands gegen das geplante Atommüll-Endlager in einem maroden Salzstock bei Gorleben, steht bei ihnen genauso am Haus wie bei vielen anderen Häusern und Bauernhöfen in der Altmark und im Wendland. Jürgen arbeitet für den BUND am Grünen Band als Projektleiter und betreut einen Grenzabschnitt von Salzwedel bis Schnackenburg an der Elbe. Hier betreibt er Forschungen zur Grenzgeschichte, kartiert und fotografiert die seltene Pflanzen- und Tierwelt und bietet sich als Führer für Exkursionen für Erwachsenengruppen wie auch für Schulklassen an.


Obwohl ich ausdrücklich nichts zum Abendessen bestellt hatte, da ich noch Rucksackverpflegung zu vertilgen habe, kommt Traudi mit einer Schüssel Salat vorbei. "Den müssen Sie essen! Ganz frisch aus meinem Garten!" Er ist tatsächlich ein Gedicht.


"Bei mir im Haus habe ich so einige Unterlagen zu dem, was ich so mache, Fotos, Karten, Material, mit dem ich versuche, Schulklassen das Grüne Band umd seine Geschichte näherzubringen. Wenn Sie Lust haben, zeige ich Ihnen das mal." 


Zwei Stunden noch sitzen wir daraufhin bei Starcks hinter dem Haus und Jürgen zeigt mir seine "Schätze". Ich lausche ihm wie gebannt. Alles ist äußerst interessant, aber eine seiner Geschichten berührt mich zutiefst: "Vor einiger Zeit habe ich hier in Binde Frau Schmidt kennengelernt, die meines Wissens einzige jetzt noch Lebende aus Jahrsau. Als sie merkte, dass ich sie über ihr Heimatdorf ausfragen wollte, hat sie sich zurückgezogen. Zwei Jahre lang habe ich nichts mehr von ihr gehört, und drängen darf man so alte Leute, die so etwas erlebt haben, nicht. Doch dann rief sie mich eines Tages auf einmal an, sie hätte noch einige Fotos, ob ich sie mir mal ansehen wolle. Eine Stunde später war ich bei ihr. Ich habe direkt zu ihr gesagt: 'Frau Schmidt, wenn es sie nicht mehr gibt, gibt es niemanden mehr, der uns von Jahrsau etwas erzählen könnte. Wenn Sie mir was erzählen, werde ich dafür sorgen, dass an dem Ort, wo früher ihr Heimatdorf stand, ein kleiner Erinnerungsort entsteht, damit Jahrsau nicht ganz vergessen wird.' Kurze Zeit nach diesem Treffen, bei dem sie mir viele alte Fotos zeigte, wollte sie mit mir nach Jahrsau fahren. Als wir dort waren, merkte ich, wie verwirrt sie war. Sie schaute sich um und ging dann zu einer Stelle neben einem großen Busch. Hier bückte sie sich, rupfte Gras aus, steckte es sich in ihre Kittelschürze und sagte: 'Das nehme ich für meine Kaninchen mit. Hier wächst immer das beste Futter für meine Kaninchen'. Dann ging sie vielleicht zwanzig Schritte weiter und schob plötzlich mühsam vertrocknetes Gras und lockere Erde mit ihren Füßen zur Seite. Zutage kam ein Stück roter Fliesenfußboden. 'Hier war meine Küche", sagte sie und hatte Tränen in den Augen."


Inzwischen ist es fast 23 Uhr. So gerade noch kann ich erkennen, wie ich durch den Garten zu meiner "Lille Villa" komme. Ich setze mich nochmal draußen auf das Sofa, trinke ein Fläschchen Bier und beobachte eine Fledermaus, die umherflattert.


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Kommentare: 1
  • #1

    Lore (Montag, 15 Juni 2015 19:00)

    Es ist mal wieder wunderschön, diesen Tag und vor allem diesen Abend miterleben zu können dank Deiner Schreibkunst und Schreiblust!