Grünes Band Deutschland


Meine Wanderung entlang des Grünen Bandes wird für mich zu einem Weg durch höchst abwechslungsreiche Natur und durch ein besonderes Kapitel deutscher Geschichte.


Das Grüne Band entstand entlang des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens, der fast vierzig Jahre lang als ein Teil des Eisernen Vorhangs Europa über 12.500 Kilometer Länge und damit auch Deutschland auf 1.393 Kilometern in zwei Blöcke aufteilte. Die Grenze wurde mit hohen Mauern, Stacheldraht und Wachtürmen streng bewacht. Viele Menschen verloren ihr Leben bei dem Versuch, sie zu überwinden. Familien und Freunde waren über Jahrzehnte getrennt.


Gleichzeitig gab diese Grenze der Natur eine Atempause. In diesem Zeitraum entwickelte sich der für Menschen so gut wie unzugängliche Todesstreifen zu einem wertvollen Refugium für Tiere und Pflanzen. Dies betraf nicht nur den eigentlichen Grenzstreifen, sondern aufgrund der Abgeschiedenheit häufig auch große angrenzende Bereiche. Wie eine Perlenschnur durchzieht das Grüne Band im Wechsel großräumig wertvolle Gebiete und ausgeräumte, intensiv genutzte Agrarlandschaften, wo es oft als einziges verbliebenes Rückzugsgebiet für eine große Zahl störungsempfindlicher und bedrohter Tier- und Pflanzenarten eine wichtige Funktion hat.


Gleich nach dem Ende des Kalten Krieges und dem Fall der innerdeutschen Grenze im Jahr 1989 hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein erstes Treffen ost- und westdeutscher Naturschützer organisiert, bei dem in einer gemeinsam verabschiedeten Deklaration der Begriff "Grünes Band" geprägt wurde. Es entstand die Idee, den Raum als einheitlich geschlossenen Verbund über die ganze Länge unter Naturschutz zu stellen.


Bis heute hat sich das Grüne Band zu einem Naturschutzprojekt entwickelt, in dem zahlreiche behördliche und verbandliche Vertreter des Naturschutzes engagiert sind und inzwischen seit vielen Jahren erfolgreich zusammenarbeiten.


Kerngebiet des Grünen Bandes ist der zwischen 50 und 200 m breite Korridor zwischen dem sogenannten Kolonnenweg und der früheren Demarkationslinie zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik. Der Geländestreifen reicht von Travemünde an der Ostsee bis ins bayerisch-sächsische Vogtland am ehemaligen Dreiländereck bei Hof und ist heute der größte Biotopverbund Deutschlands mit einem Lebensraum von über 1.200 gefährdeten Tier und Pflanzenarten.


Andererseits sind jedoch rund 13 % der Fläche des Grünen Bandes durch die Nutzung als Intensivgrünland, Äcker, bebaute Bereiche, Aufforstungen u.ä. beeinträchtigt oder zerstört. Ein erheblicher Teil der Fläche befindet sich in Privatbesitz und Nutzungsinteressen haben dort häufig Vorrang gegenüber Naturschutzanliegen. Obwohl sich der Naturschutz schon lange für das Grüne Band engagiert, waren 2012 erst ca. 68 % als Naturschutzgebiet, Nationalpark oder Biosphärenreservat geschützt. Die restliche Fläche unterliegt bisher keinem ausreichenden Schutz.


Derzeit laufen die Bemühungen, das Grüne Band entlang der gesamten ehemaligen Grenzlinie in Europa auszudehnen, Schirmherr ist der ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow.


Das Grüne Band verbindet auf einzigartige Weise Natur, Kultur und Geschichte. Nicht nur Naturschönheiten gilt es zu entdecken, auch Zeugnisse unserer jüngsten Geschichte werden sichtbar. Zwar sind Mauer, Stacheldraht, Minen und Selbstschussanlagen abgebaut, aber Grenzmuseen und -denkmäler machen diese Geschichte lebendig und werfen einen Blick in die dunkle Vergangenheit.